Jahrzehntelang unermüdlich aktiv für Frieden und Gerechtigkeit - Klaus Vack ist 70 geworden

Von Michael Schmid

Am 17. Mai 2005 ist unser Lebenshaus-Mitglied Klaus Vack 70 Jahre alt geworden. Zwei Tage zuvor konnte seine Frau Hanne ihren 65. Geburtstag feiern. Ich gratuliere beiden von Herzen und wünsche alles Gute - vor allem Gesundheit, Kraft, Lebensfreude.

Es war wohl ca. 1974 als ich bei meinem Studium an der Pädagogischen Hochschule Esslingen an einem Büchertisch auf Materialien des Sozialistischen Büros gestoßen bin. Klaus Vack war damals Sekretär des Sozialistischen Büros und auch mit schriftlichen Beiträgen in den Materialien sehr präsent.

Als ich Anfang der 80er Jahre gemeinsam mit Uli Jäger in einer Studie die Geschichte der Friedensbewegung der Bundesrepublik aufarbeitete (“Wir werden nicht Ruhe geben…”, erschienen beim Verein für Friedenspädagogik. Tübingen, 1982), stießen wir auch in diesen Zusammenhängen vielfach auf Klaus Vack.

Kein Wunder, denn seit der Remilitarisierung Westdeutschlands Mitte der 50er Jahre hat sich Klaus immer in vorderster Front in der Friedensbewegung engagiert. Er gilt als Initiator und Ideengeber, als Koordinator verschiedener Strömungen in der Friedensbewegung und als unermüdlicher Organisator ebenso an der Basis wie bei den großen zentralen Antikriegskampagnen. Über lange Jahrzehnte war er eine der wichtigsten Persönlichkeiten in den außerparlamentarischen Bewegungen. Dass er es dabei nicht zu so viel Popularität gebracht hat wie so mancher seiner früheren Mitstreiter - etwa Gerhard Schröder oder Joseph Fischer - liegt daran, dass er sich stets einer möglichen Karriere im etablierten Politikbetrieb zugunsten eines basispolitischen Engagements verweigerte. Gemeinsam mit seiner Frau Hanne hat er sein bisheriges Leben fast ausschließlich der Arbeit in außerparlamentarischen Organisationen und Bewegungen gewidmet. Dieses umfassende und zugleich vielfältige Engagement kann hier natürlich nicht vollständig aufgelistet werden.

Klaus Vack war Sekretär des Verbandes der Kriegsdienstverweigerer, Koordinator der Ostermärsche der 60er Jahre, aktiv in der Desertionskampagne für GIs, die nicht nach Vietnam wollten und sich mit couragierter Hilfe nach Skandinavien absetzen konnten.

1980 gehörten Hanne und Klaus Vack zu den Mitbegründern des Komitees für Grundrechte und Demokratie. Sie waren als Sekretärin und Sekretär des Komitees angestellt, die sich dort bis zu ihrem altersbedingten Ausscheiden 1998 aus allen Funktionen als nimmermüde Akteure des Komitees betätigten. In dieser Zeit standen wiederum die friedenspolitischen Aktivitäten im Vordergrund ihres Engagements. So haben sie dann in der “neuen” Friedensbewegung der 80er Jahre gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen (Pershing 2) an den großen Demonstrationen in Bonn und 1983 an der Menschenkette von der US-Kommandozentrale Eucom in Stuttgart bis zum Raketenstationierungsgelände in Neu Ulm und vor allem an hunderten Aktionen des zivilen Ungehorsams in Mutlangen mitgewirkt.

Als Organisations- und Überzeugungstalent hatte Klaus Vack ein enges Netz von Beziehungen auch zu “Prominenten” geknüpft. Und so brachte er zahlreiche prominente Persönlichkeiten dazu, im Sommer 1983 nach Mutlangen zu kommen. Mutlangen war bis dahin ein unbekanntes Dorf am Rande der Schwäbischen Alb, Stationierungsort der Pershing 1A seit langem, vorgesehen als erster Stationierungsort der neuen atomaren Pershing 2. Klaus Vack rief, und es kamen unter anderem Inge Aicher-Scholl, Heinrich Albertz, Heinrich Böll, Günter Grass, Helmut Gollwitzer, Walter Jens, Horst-Eberhard Richter, Erhard Eppler, Oskar Lafontaine, Petra Kelly, Dietmar Schönherr und viele weitere “Promis”. Gemeinsam mit tausenden weiteren Demonstranten wurden vom 1. bis 3. September 1983 die Zufahrtswege zur Raketenstellung blockiert. 25 Fernsehteams und 150 Journalisten aus der ganzen Welt waren anwesend. Nach dieser “Prominentenblockade” war aus Mutlangen ein weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus bekannter Stationierungsort der atomaren Pershing 2 geworden. Klaus gebührt dafür eine gehörige Portion an Verdienst.

Aber auch das Engagement in ökologischen Bürgerinitiativen oder z.B. in der Volkszählungsboykott-Bewegung gehören zu der politischen Biographie von Hanne und Klaus Vack. Weiter galt ihr politisches und menschenrechtliches Engagement der Hilfe für Gefangene und für die Rechte von Ausländern sowie für unverkürztes politisches Asyl in der Bundesrepublik.

In den letzten Jahren ihrer Tätigkeit im Komitee für Grundrechte und Demokratie war ihr Einsatz für humanitäre, friedenspolitische und menschenrechtliche Hilfe im ehemaligen Jugoslawien in den Mittelpunkt gerückt. Seit Beginn des Krieges im ehemaligen Jugoslawien haben Hanne und Klaus Vack, unterstützt durch Freundinnen und Freunde sowie weitere Mitglieder des Komitees für Grundrechte und Demokratie, bis 1998 auf insgesamt 97 Reisen in umkämpfte und zerstörte Gebiete für ca. 13,9 Millionen DM humanitäre und friedenspolitische Hilfe geleistet. Diese gewaltige Summe wurde ausschließlich von privaten Spenderinnen und Spendern gesammelt. Die Hilfe ging anfangs unter dem Titel “Helfen statt Schießen” überwiegend an Flüchtlinge in den verschiedensten Lagern in allen jugoslawischen Nachfolgerepubliken. Kriegs- und Flüchtlingskinder wurden bei diesen Hilfsaktionen besonders bedacht. Es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit vielen Friedensgruppen in verschiedenen Teilen Ex-Jugoslawiens. Angesichts der erbärmlichen Lebensumstände bildete aber die humanitäre Unterstützung den Schwerpunkt bei fast allen Reisen. Begleitend zu den Hilfslieferungen wurden dann 1994 erstmals Ferienfreizeiten für Waisen- und Flüchtlingskinder durchgeführt. Seit Beginn der Aktion hat das Komitee in den vergangenen elf Jahren über 17.000 Kinder und Jugendliche jeweils für zwei Wochen zu “Ferien vom Krieg” einladen können. Diese Aktion wird bis heute fortgeführt, auch wenn Hanne und Klaus in den vergangenen Jahren nicht mehr selber mit dabei waren.

Angesichts dieses unglaublichen Engagements hat der Theologe Helmut Gollwitzer zum 50. Geburtstag von Klaus Vack geschrieben: “Wir müssten Dich multiplizieren können. Da das nicht in unserer Macht steht, können wir nur hoffen, dass Dein Beispiel andere dazu erweckt, ihre Fähigkeiten so zu entwickeln und in den Dienst einer Politik der Humanität zu stellen.”

Nun ist Klaus Vack 70 geworden und kann aus altersbedingten und gesundheitlichen Gründen nicht mehr so weitermachen wie noch vor 20 oder 10 Jahren. Nehmen wir uns ein Beispiel an Klaus Vack.

Für mich persönlich war das undogmatische Verständnis von Sozialismus, das emanzipatorische Politikverständnis, aber vor allem die engagierte Praxis äußerst wichtig und hat nachhaltigen Einfluss auf meinen eigenen Lebensweg ausgeübt - ermutigend, stärkend, hoffnungmachend. Dafür herzlichen Dank!!!

Deshalb, das möchte ich zum Schluss nicht verhehlen, erfüllt es mich mit Freude und macht mich auch ein bisschen stolz (das darf in diesem Zusammenhang ja wohl sein!), dass Klaus Vack Mitglied unseres kleinen Vereins Lebenshaus Schwäbische Alb ist! Begründet hat er dies einmal wie folgt: “Mir gefällt die Perspektive des Lebenshauses: ‘Investieren in Gerechtigkeit und Frieden.’ Doch wichtiger: Trotz gegenläufiger und zerstörerischer gesellschaftlicher Entwick-lungen wird im Lebenhaus praktisch gegen den herrschenden Strom geschwommen. Im Sinne von Ernst Blochs ‘Prinzip Hoffnung’. Als Rentner möchte ich solche Initiativen wie das Lebenshaus wo immer es geht durch direkte Mitarbeit und, wenn die km-Entfernungen zu groß sind, zumindest finanziell unterstützen. Human gesehen brauchen wir solche Anfänge, Nischen der Menschlichkeit, überall - auch auf der Schwäbischen Alb.”

Abschließend möchte ich noch ein Motto von Klaus Vack zitieren, von dem ich mich gerne anstecken lasse: “Weitermachen für den Frieden. Fange nie an aufzuhören. Höre nie auf anzufangen.”

Quelle: Webseite des Lebenshaus Schwäbische Alb

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