Thales errichtet Zentrum für Kriegssimulation in Deutschland

von Gerhard Hegmann, München

Der französische Thales-Konzern baut in Deutschland ein computer-gestütztes Simulationszentrum für Kriegsszenarien auf. Darin lässt sich das Zusammenspiel verschiedener Truppenteile einschließlich der Informationsnetze realitätsnah durchspielen.

Mit ein paar Mausklicks lassen sich verschiedene Manöver in beliebigen Regionen simulieren und bewerten. Wie Martin van Schaik, Vorsitzender der Thales-Sparte Battlespace Transformation Center, auf Anfrage sagte, solle das Demon-strationszentrum bis zum Herbst in der Nähe des Bundeswehr Beschaffungsamtes in Koblenz entstehen. "Wir können damit die Bundeswehr bei ihrer Umstellung auf neue Technologien unterstützen", sagte van Schaik.

Das neue Zentrum soll Thales helfen, den Umsatz in Deutschland anzukurbeln, der 2004 rund 500 Mio. Euro betrug. Der Konzern will den Umsatz in diesem Markt verdoppeln, hat sich dabei aber nicht auf einen Zeitrahmen festgelegt.

Ähnliche Simulationszentren hat Thales bereits in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Australien errichtet. "Weitere Zentren werden folgen", so van Schaik.

Wachstumsmarkt der Rüstungsindustrie

In Deutschland gibt es bereits erste Überlegungen, das Projekt zu einem großen nationalen Simulationszentrum für Krisenszenarien auszubauen. Vorbild ist Frankreich, wo ein Thales-Konsortium mit einem Auftrag in Höhe von 135 Mio. Euro vom Pariser Verteidigungsministerium rechnet. Dort hat das so genannte Boa-Programm größere Dimensionen und technische Kapazitäten als das Testzentrum in Koblenz.

Auch der Luftfahrtkonzern EADS hat in Deutschland und Frankreich erste Simulationseinrichtungen, so genannte Netcos-Zentren. Wie Thales-Manager van Schaik sagte, "ist es aber sicher nicht im Interesse des Verteidigungsministeriums, sich auf ein System zu verlassen. Wir möchten uns gerne beteiligen, wenn in Deutschland ein großes Zentrum errichtet wird."

Thales verfolge eine offene Systemarchitektur, in der andere Firmen wie der Prüfkonzern IABG ihre Technik anknüpfen könnten.

Die elektronische Vernetzung der Streitkräfte gilt als Wachstumsmarkt der Rüstungsindustrie. Ein 2004 gegründetes transatlantisches Industriekonsortium (NCOIC) legt derzeit die Standards für einen Datenaustausch fest. Zu dem Konsortium gehören 65 Konzerne und Organisationen wie Boeing, Lockheed Martin, EADS, Thales, IBM, Cisco und Microsoft. Im Mai kam der US-Chipkonzern Intel hinzu. Der Markt wird bis 2015 auf rund 200 Mrd. $ geschätzt.

Financial Times Deutschland vom 8.6.2005

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