Bush auf der Anklagebank

Istanbul: Internationales Irak-Tribunal hielt über Washingtons Füh-rung symbolisch Gericht

Während US-Präsident George W. Bush am Wochenende seine Landsleute auf weitere »harte Kämpfe« im Irak einschwor, saß in der Türkei ein internationales Tribunal über Washingtons mächtigen Feldherrn zu Gericht. Bekannte Schrift-steller, ehemalige UN-Diplomaten sowie Menschenrechts- und Friedensaktivisten aus aller Welt berieten in Istanbul von Freitag bis Sonntag abend über den Irak-Krieg und klagten die USA dabei wegen Kriegsverbrechen und Verstößen gegen das Völkerrecht symbolisch an. »Der Krieg im Irak ist einer der feigsten der Geschichte«, sagte die indische Schriftstellerin Arundhati Roy in ihrer Rede in Istanbul. »Internationale Institutionen wurden benutzt, um ein Land zur Abrüstung zu zwingen. Und dann standen sie dabei, als das Land mit einer nie dagewesenen Waffengewalt angegriffen wurde.«

Kriegsopfer aus dem Irak schilderten der Jury die Situation in ihrem Land unter der Besatzung. Dort sei es mittlerweile »schlimmer als unter Saddam«, so eine Irakerin. Emma Kammas vom unabhängigen Zentrum »Occupation Watch« in Bagdad warf den US-Truppen vor, selbst vor der Zerstörung von Krankenhäusern, etwa in Falludscha, nicht haltzumachen. »Scharfschützen jagten die Menschen auf den Straßen«, so Kammas weiter. Am heutigen Montag will die international besetzte Jury der Öffentlichkeit ihr Urteil über Bushs Feldzug präsentieren und begründen.

Der in Istanbul angeklagte US-Präsident Bush warb unterdessen mit einer landes-weit ausgestrahlten Radioansprache am Samstag bei seinen Landsleuten um Rückhalt für die Irak-Besetzung. Die »Mission« im Irak »sei schwierig«, räumte er ein. In den kommenden Wochen werde es weitere »harte Kämpfe« geben.

Bei verschiedenen Angriffen auf die Besatzungstruppen und einheimische Kollabo-rateure wurden am Wochenende fast 70 Menschen getötet. Die folgenschwersten Anschläge gab es auf Stützpunkte bei Mosul und in Samarra.

* Weitere Informationen zum Irak-Tribunal: www.worldtribunal.org

Rüdiger Göbel

junge Welt vom 27.6.2005

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