Vietnamesische Opfer klagen Herstellerfirmen vor US-Gericht an

Chemieunternehmen könnten zu Entschädigungen in Millionenhöhe verurteilt werden - Fall hat Präzedenzcharakter

New York – Am Dienstag begann der Kriegsverbrechen-Prozess gegen die Unternehmen, die die US-Armee mit dem hochgiftigen Entlaubungsmittel Agent Orange belieferten.

Mehr als hundert Vietnamesen haben 30 US-Chemiefirmen geklagt und ver-langen Entschädigung sowie eine Dekontamination der vergifteten Landstriche.

70 Millionen Liter

Im Vietnamkrieg wurden von US-Kampfflugzeugen über 70 Millionen Liter des hochgiftigen Entlaubungs-Mittels versprüht, um Verstecke und Versorgungs-grundlage der Vietcong-Guerilla zu zerstören.

Agent Orange enthält die hochgiftige Chemikalie Dioxin, die Krebs und Missgeburten hervorruft. Insgesamt sind in Vietnam vier Millionen Menschen von den Spätfolgen des Chemiewaffen-Einsatzes betroffen. Noch heute werden jährlich 35.000 Babys mit Missbildungen geboren.

180 Millionen Dollar für US-Veteranen

Die Erfolgsaussichten der vietnamesischen Kläger sind ungewiss – allerdings wurden 1984 die Herstellerfirmen Dow und Monsanto zu 180 Millionen Dollar Entschädigung für US-Veteranen des Vietnamkriegs verurteilt, deren Gesundheit durch den Kampfstoff beeinträchtigt wurde.

Präzedenzfall

Die Klage könnte sich zum Präzedenzfall entwickeln – ist der US-Präsident im Kriegsfall berechtigt, den Einsatz gesundheitsgefährdender Chemikalien anzuordnen?

Die Anwälte der Herstellerfirmen fordern eine Einstellung des Verfahrens: Schließlich hätten die Zulieferer den Kampfstoff genau nach den Spezifikationen der US-Regierung geliefert. Außerdem sei der Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Agent Orange und den Gesundheitsproblemen nicht bewiesen.

Anwalt will diplomatische Lösung

Andrew Frey, Rechtsvertreter von Dow Chemicals, will den Fall über diplomatische Verhandlungen und nicht vor Gericht gelöst sehen: In den 60er Jahren gab es keine Produkthaftungsgesetze, und ein Urteil könnte die Macht des US-Präsidenten einschränken.

"Das Gericht soll die Entscheidungen des Präsidenten hinterfragen" zitiert ihn die Nachrichtenagentur Reuters, "diese berücksichtigten die möglichen Aus-wirkungen auf die menschliche Gesundheit und militärische Einschätzungen, und sie haben wahrscheinlich viele Menschen mehr gerettet als sie schädigten".

Fehlgeburten

Dr. Phan Thi Phi Phi, eine der Klägerinnen, gibt an, in zwei Jahren vier Fehlgeburten erlitten zu haben: "Wir wussten nicht, warum das geschah, und waren sehr traurig, dass wir keine Kinder haben konnten". Ihr Anwalt Constantine Kokkoris argumentiert, dass durch vergiftete Lebensmittel und verseuchtes Trinkwasser heute noch Menschen geschädigt werden.

Im Jahr 1984 erklärten sich sieben Chemiekonzerne, darunter Dow und Monsanto, bereit, Vietnamveteranen Entschädigungen in der Höhe von 180 Millionen Dollar auszuzahlen.

Dave Cline, der Präsident von "Veterans for Peace", fordert, vietnamesische Opfer gleich wie US-Bürger zu behandeln: "Wir haben die Anerkennung der US-Opfer durchgesetzt, jetzt ist es Zeit, den Vietnamesen die gleiche Gerechtigkeit angedeihen zu lassen."

Angeklagt sind unter anderem die Firmen Hercules Inc., Occidental Chemical Corp., Ultramar Diamond Shamrock Corp., Maxus Energy Corp., Uniroyal Inc. und Wyeth. (red/Reuters, 2.3.2005)

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